Franz I., König von Frankreich I., König von Frankreich, mit dem Beinamen des Ritterlichen, der die Frauen am Hofe heimisch machte, wo sie unter seinen Nachfolgern so wichtige Rollen spielten, bestieg am 1. Januar 1515 den Thron.
Kein Fürst hatte mehr Anlagen, um groß zu werden. Schön, herablassend, freigebig, großherzig, lebhaften Geistes, treffenden Urteils, tapfer und unerschrocken, besaß er nur den Fehler einer allzu großen Nachsicht gegen seine Mutter und gegen die Fehler der Frauen, die ihn beherrschten. Unausgesetzt in Kriege verwickelt, die er um seine Ansprüche auf Italien kämpfte, bewarb er sich um die deutsche Kaiserkrone, die aber König Karl I. von Spanien erhielt, der ihn später in der Schlacht von Pavia 1525 besiegte und gefangen nahm Franz I. mußte einen nachtheiligen Frieden schließen, hielt jedoch die Bedingungen nicht und führte unablässig Kriege mit dem Kaiser. Dazu kamen die innern Kämpfe, die das Mark des Landes aussogen, und in denen sich der König einer erbitterten Verfolgung der Protestanten schuldig machte. Dennoch hielt Franz I. einen überaus glänzenden Hof und vergaß in den Armen der Liebe die Zerrüttung des Reichs, die Entscheidung der wichtigsten Angelegenheiten den Kabalen der Frauen überlassend. Unter den letztern muß zuerst die Gräfin von Chateaubriant genannt werden, deren Einflusse der Verlust des durch Bayard eroberten Mailands zuzuschreiben ist; unumschränkter noch walteten die Herzogin von Estampes und Diana von Poitiers, die den höchst unvortheilhaften Frieden von Crespy vermittelte. Die Verderbnis der Sitten am pariser Hofe wurde beispiellos, Treue und weibliche Tugend waren zu Phantomen herabgesunken. Dennoch erwähnt die Geschichte ein Beispiel der erhabensten Aufopferung eines Mädchens, um die Ehre zu retten. Franz wurde auf einer Reise im Städtchen Monosque in der Provence von einem Zuge junger Mädchen bewillkommnet, dessen Führerin beim ersten Anblicke sein Herz einnahm. Die Jungfrau, deren Name unbekannt geblieben ist, obwohl ihre That ewig leben wird, entstellte durch glühende Kohlen auf die entsetzlichste Weise ihr Gesicht und entging so den Nachstellungen des Königs. Seine letzte Geliebte, die Ursache seines furchtbaren Todes, war die schöne Ferronière. Nachdem der gräßlichste Schmerz seinen Körper neun Jahre hindurch gefoltert hatte, starb er am 21. März 1547. Franz I. war mit Claude, der Tochter Ludwig's XII., vermählt gewesen; sein ältester Sohn Heinrich II. folgte ihm auf den Thron von Frankreich.